Kirchendach
marode
Ein
Konstruktionsfehler beim Bau der katholischen Kirche in Iffezheim
in den Jahren 18030/31 zieht große und teure Sanierungsmaßnahmen
nach sich. Wie Pfarrer Walfried Asal und Architekt Wolfgang
Mink versicherten, würden die Maßnahmen angegangen
werden, sobald die Vorschläge des Statikers auf dem Tisch
lägen.

Begonnen habe alles ganz harmlos, wie sich Pfarrer Asal erinnerte:
Messmer Karl-Friedrich Kronimus sei im August diesen Jahres
zu ihm gekommen und hätte ihn gebeten, sich einen wurmstichigen
Balken im Dachstuhl über dem Langhaus näher anzusehen.
Der wegen der Renovierung der Friedhofskapelle zusammensitzende
Ausschuss hätte sich das Gebälk betrachtet, wobei
den anwesenden Statiker die Wurmlöcher weit weniger interessiert
hätten, als die verdrehten Balken auf denen die Pfetten
nicht mehr richtig auflagen. So sei die Geschichte ins Rollen
gekommen berichtete Asal. Gemeinsame Messungen hätten ergeben,
daß die senkrechten Balken, über welche die Kirchendecke
am Gebälk aufgehängt sind, sich unter der Last von
180 Tonnen Ziegeln zur Mitte hin geneigt hätten, stellte
Wolfgang Mink das Ausmaß der Schäden vor. Die Balken
des Kreuzgebälkes seien um bis zu 38 Zentimeter aus ihrer
ursprünglichen Position verschoben und die Kirchendecke
hänge um bis zu 30 Zentimeter durch. Durch die Verschiebungen
und Verdrehungen sei der Lastabtrag an den Fußpunkten
nicht mehr ausreichend gegeben, fuhr Mink fort. An den Aufsetzpunkten
sei die Normallast um etwa das Viereinhalbfache überschritten.
Ob jetzt der Orkan Lothar oder das Erdbeben Anfang des Jahres
zum jetztigen Schadensbild geführt hätten, sei nicht
feststellbar, so Mink. Ausschlaggebend sei ein Konstruktionsfehler
im Dachgebälk beim Bau des Gotteshauses vor 170 Jahren.

Die
senkrechten, die Kirchendecke haltenden Pfosten seien durch
gekreuzte Balken miteinander verbunden. Das Kehlgebälk
sollte zwischen den Kreuzbalken und der Mittelpfette sitzen.
Tatsächlich sitze es auf der Mittelpfette und könne
so nicht verhindern, daß die Dachlast die senkrechten
Pfosten zur Mitte drücke, skizzierte Mink den Murks im
Gebälk. Derzeit würden vom Statiker die Sanierungsmöglichkeiten
durchgerechnet. Bis diese abgeschlossen seien, würden durch
„Notmaßnahmen“ für gefahrlose Kirchenbesuche
gesorgt, stellten Pfarrer und Architekt klar. So seien letzte
Woche 9 500 Ziegeln mit einem Gewicht von 13 Tonnen von der
Kirchendecke nach unten transportiert worden. Weiterhin seien
die Pfosten mit Drahtseilen gesichert worden. Als nächste
und abschließende Maßnahme, die wahrscheinlich nächste
Woche angegangen werde, stände die Errichtung eines Gerüstes
an. Die Pfeiler des Gerüstes ständen nur im Mittel-
und den beiden Seitengängen, so daß die Bänke
den Besuchern weiterhin zur Verfügung stünden. Wie
Architekt Mink weiter ausführte, werde zwei Meter unterhalb
der Decke eine Arbeitsbühne eingezogen, die verhindere,
daß während der Sanierungsarbeiten Putzbrocken ins
Kirchenschiff fielen. Die Gerüststützen würden
bis auf 20 Zentimeter an die Kirchendecke herangeführt,
um eine eventuell absackende Decke aufzufangen. Während
der Zeit des Gerüstbaues würden die Gottesdienste
werktags im Kolpinghaus stattfinden, kündigte Walfried
Asal an. Zum Wochenende könnten die Messen wieder in der
Pfarrkirche stattfinden.
Sobald die Vorschläge des Statikers vorlägen, würden
diese umgesetzt, versicherte der Seelsorger: „es ist verantwortungslos,
nicht zu handeln“. Die Kosten seien derzeit nicht absehbar,
flocht der Architekt ein. Aus Kosten- und Denkmalschutzgründen
gehe er nicht davon aus, daß die Kirche komplett abgedeckt
und das Gebälk erneuert würde: „Der Dachstuhl
wird in Stand gesetzt.“
Einstimmig versicherten Pfarrer und Architekt, daß die
Kirche „bedenkenlos“ betreten werden könne,
solange keine zusätzliche Last in Form von Schnee oder
Wind mit Stärken größer 6 entstände. In
solchen Fälle würde die Kirche morgens erst gar nicht
aufgeschlossen, versicherte Pfarrer Asal. Da für das Wochenende
keine Stürme angesagt seien, sah Pfarrer Asal den Festgottesdienst
mit der Paukenmesse am Sonntag nicht gefährdet.

So
leer braucht die Kirche nicht sein
.