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Neunter
Töpfermarkt in Iffezheim
Zum neunten Mal lud Jürgen Blank
zum Iffezheimer Töpfermarkt ein. Auf dem mittlerweile europaweit zum
Begriff gewordenen Markt präsentierten Künstler aus Holland,
Frankreich, England, Spanien, Österreich und der Schweiz ihre Werke.
Den besonderen Reiz des Marktes
mache sein großes Spektrum aus, so Jürgen Blank von der „Gilde
des lebendigen Kunsthandwerks e.V.". Von der qualitativ hochwertigen
Gebrauchskeramik bis hin zur ästhetisch, künstlerischen Keramik
spanne sich der Bogen des künstlerischen Schaffens. Preisträger
wie Manfred Emmendinger oder Künstlerinnen wie Christiane Wilhelm,
deren Examensarbeit im Deutschen Museum in München zu bewundern ist,
stellten aus. Auch sein Steckenpferd „Säulenwald" werde von den Töpfern
gut angenommen, stellte Blank zufrieden fest. Die Entstehung einer der
Säulen konnten die Besucher am Stand von Gerhard Kollmer mit verfolgen.
Aus gut spannenlangen Quadern setzen sich seine Stelen zusammen. Hierbei
verwendet Kollmer ausschließlich weiße Glasur. Die Freiräume
werden mit Wachs überzogen, so daß sich dort beim Raku-Brand
die Rußpartikel festsetzen. Hierdurch entsteht die charakteristische
Schwarz-Weiß-Zeichnung durch deren Formgebung Kollmers' Totems leben.
Gastland des diesjährigen Marktes
war Österreich. An den Ständen der anwesenden Künstlerinnen
wurde vornehmlich Figürliches feilgeboten. So bei Astrid Sänger
mit ihren, von der schlaksigen, pupertierenden Nichte inspirierten, langbeinigen
„Pia's" oder bei den Variationen von „Herr Meier entdeckt die Liebe" bei
Brigitte Köhler. Kennzeichnend für Köhlers Arbeit ist die
Raku - Technik, was besonders bei ihrem Zyklus „Die fünf Sinne" zur
Geltung kam, bei der sich das Relief des Motivs tiefschwarz aus dem weißen
Quader hob. Die wie angerostet anmutenden „Schutzengel" von Ursula Noichl
könnte man sich gut in Sakralbauten vorstellen. Diesen Markt hat die
Künstlerin bisher aber noch nicht ins Blickfeld genommen. Warum sich
Thema und Technik der drei Österreicherinnen ähneln, offenbarte
sich dem Besucher am Stand daneben, an dem deren Ausbilder und Mentor Otokar
(Otto) Sliva ausstellte. In Sliva's Seminaren hatten sich Sänger,
Köhler und Noichl kennengelernt. Ein immer wiederkehrendes Thema in
der Arbeit des gebürtigen Tschechen ist die Ziege: Als Milch- und
Fleischspender sei sie für ihn das Symbol des Lebens. Selbst aus Paderborn
reisten die Eigner der Galerie "Pokhara" um bei den Künstlern aus
Österreich einzukaufen.
Illusionen aus Keramik boten Georg
Mathes und Werner Klas: An ihrem Stand klebten Geckos an der Wand, harrten
Krokodile auf ihre Beute. Täuschend echt in Form und Größe
räkelten sich Reptilien aller Arten bei der Freilufthalle, bei denen
selbst die Panzerung bis ins Detail nachgearbeitet war.
Ebenso detailliert und abwechslungsreich
kam die Gebrauchskeramik von Monika Kuch daher. Im Siebdruckverfahren bringt
Kuch die Motive auf den Ton auf. Und so fand man bei ihr die Butterdose
im originalen Südwest-Butter-Pergament oder die Leseratte, welche
sich durch alte Bibliotheksbestände frisst.
Den weiten Weg aus Spanien ins Badische
hatte Núrià Albà auf sich genommen. Zusammen mit den
mythischen Köpfen ihres Mannes Lluis Soler stellte sie ihre afrikanischen
Figuren aus. Angeregt durch Dokumentarfilme habe sie vor vier Jahren zu
diesem neuen Sujet gefunden. In Kattun gehüllt, reihen sich breithüftige
Frauen und langaufgeschossene, bewaffnete Krieger auf.
Filigran ging es bei Ute Krawinkel
zu. Mit feinsten Pinsel zauberte sie Blümchen und Rosetten auf das
weiße Gold. Gut zwei Tage benötigt die Porzellanmalerin an der
Verzierung einer Obstschale. Am Sonntag und Montag wurden die Besucher
musikalisch vom Jazz-Quartett „Jazz4Fun“ aus Mainz unterhalten. Die Kinder
hielt der wundersame Herrn Wunderlich bei Laune.
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