Katastrophales
Hochwasser im Rat simuliert
Die Auswirkungen und der Schutz vor
Rheinhochwassern sowie die Gestaltung des Platzes vor dem Turnschopf waren
die beherrschenden Themen der Iffezheimer Ratssitzung vom 21.10.2002.
Wie Bürgermeister Peter Werler
ausführte, sei mit dem Bau der Staustufe der Hochwasserschutz auf
einen Schutz vor einem 60-jährigen Hochwasser reduziert worden. Das
1988 zwischen Frankreich und Deutschland beschlossene integrierte Rheinprogramm
sehe 17 Schutzmaßnahmen vor, über welche der Schutz vor 200-jährigen
Hochwässern erreicht werden solle. Frankreich habe seine Hausaufgaben
mit dem Bau von zwei Poldern gemacht, auf baden-württembergischer
Seite würden bis zum Abschluß der Vorhaben noch 15 Jahre vergehen.
Wie dringend notwendig der Ausbau des Hochwasserschutzes ist, wurde den
Ratsmitgliedern und den sehr zahlreich erschienenen Zuhörern anhand
einer Computersimulation vor Augen geführt. Wie Peter Werler erläuterte,
habe der Landkreis die Erstellung von Schadenskarten in Auftrag gegeben,
woraus diese Simulation stamme.
Das Szenario ging von einem Bruch
des Rheindammes zwischen Staustufe und Rheinbrücke in Höhe des
Quellloches aus. Ein solches Szenario sei nicht unrealistisch, bemerkte
Kämmerer Siegbert Heier auf Nachfrage aus dem Rat, schließlich
habe der Rhein vor zwei Jahren 60 Zentimeter unterhalb der Dammkrone gestanden.
Etwa 400 Kubikmeter Rheinwasser ergössen sich anfangs pro Sekunde
ins Rheinvorland. Diese Menge pegele sich dann auf konstante 200 Kubikmeter
je Sekunde ein. Nach etwa 10 Stunden stände die Rennbahn bis zu einem
Meter unter Wasser. Dasselbe gälte natürlich auch für die
Wohngebiete Oertbuehl, Gute Morgenmatt und Teile des Unterdorfes. Sichtlich
betroffen folgten die Räte der Simulation. Nach 72 Stunden hätte
das Wasser in der Guten Morgenmatt und der Rennbahn eine Höhe bis
zu zwei Metern erreicht. Im Gewann Weichen stände das Wasser gar bis
zu 2,50 hoch. Am Bahndamm zur Rheinbrücke reicht das Wasser bis zu
drei Metern tief. Einzig die Gebäude oberhalb des Gestadebruches blieben
bei einer solchen Katastrophe unversehrt. (Wer's gerne anschaulich mag:
bei der IKSR {Internationalen
Kommission zum Schutz des Rheins} gibt
es eine Karte mit den Wasserständen eines Hochwassers mit Dammbruch
{Legende})
Wie Werler erläuterte, sei bei dem Szenario nicht berücksichtigt,
daß die Brücken und Unterführungen unter der Bahnlinie
zum Schutz der Rieddörfer verschlossen werden könnten. Dies wolle
er sich erst gar nicht vorstellen.
Zwar würden in 2003 gut 5 Millionen
Euro in die „Ertüchtigung“ der Rheindämme zwischen Staustufe
und Steinmauern gesteckt, statt der notwendigen 40 Millionen Euro sehe
der Landeshaushalt lediglich 17 Millionen Euro je Jahr für den Hochwasserschutz
vor. Werler appellierte an die Räte und Bürger darauf zu drängen,
daß das integrierte Rheinprogramm schnellstens umgesetzt werde. Den
Unterliegern, auf deren Gemarkungen die Polder errichtet werden müssen,
fehle oft das Verständnis für die Situation der nachfolgenden
Orte. Nach uns kommen noch ein paar ganz große Betrieb entlang des
Rheins, schloß Werler die Ausführungen über das Hochwasser.
„Ist die BASF meterhoch überflutet, dann können wir auswandern“,
so sein Fazit. Die Gemeinde werde Katastrophen- und Evakuierungspläne
aufstellen bzw. überarbeiten, versprach der Bürgermeister. Die
Bürger forderte er auf, alle erreichbaren Informationsquellen, auch
die Gemeinde, anzuzapfen um ihr Eigentum vor Hochwasser zu schützen.
Im Rathaus liege ein Merkblatt über die Hochwasser gefährdeten
Flächen aus.
Kunst am Bau
Vorbehaltlich der Zustimmung des
Rates zur Gesamtgestaltung des Platzes vor dem Grundschulanbau wurde Manfred
Emmenegger-Kanzler aus Ottersweier mit der Realisierung einer Skulptur
aus 13 Stahlstreben beauftragt. Etwa 50 000 Euro wird für die Gesamtgestaltung
veranschlagt. Damit werde erstmalig in der Renngemeinde der öffentliche
Raum durch Kunst aufgewertet, so der Bürgermeister. Wie Peter Werler
ausführte, sei Emmenegger-Kanzler ein Kind der Region, spreche die
gleiche Sprache und kenne die Mentalität der Menschen hier. Das Objekt
werde sicherlich zu Diskussionen führen, aber das sei gerade das Ziel
der Kunst. Den Geschmack eines Jeden zu treffen sei unmöglich. Ende
September habe der Rat im Atelier des Künstlers das Modell in Augenschein
genommen. Einige hätten sich damit gleich auseinandergesetzt, berichtete
Werler, und die Bögen verschoben und gedreht. Nach einer anfänglichen
Skepsis -auch beim Ortsoberen- habe das Modell überzeugt. (Emmenegger-Kanzler
stellte auf dem Töpfermarkt 2002 aus. Am Südtiroler Wanderweg
hat er auf einer Brücke sein "Moving
Gate" installiert * Einschub Matthias*) Das Fehlen von Alternativen
bemängelte Jürgen Heitz (SPD). Im sei ein Ja oder Nein zu wenig.
Ein Gesamtkonzept für den Platz mahnten Karl-Heinz Schäfer (SPD)
und Kurt Lorenz (FWG) an. Mit zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung wurde,
abhängig von der Zustimmung des Rates zum Gesamtkonzept, Emmeneger-Kanzler's
Skulptur, welche die Fassadenstruktur des Neubaues aufnimmt, gebilligt.
Die Fertigstellung des Platzes stellte Werler bis zum Frühjahrsmeeting
in Aussicht.
Sonstiges
Der Rat stimmte der Durchführung
des Bundes-Immissionsschutzgesetzes für den Neubau des Schießstandes
des Kleinkaliber-Schützenvereines zu. Dies wurde notwendig, da die
ursprünglich geplante Anlage durch einen Pistolenschießstand
ergänzt wurde.
Die Versammlung der Jagdgenossen
zur Bildung einer Jagdgenossenschaft beruft der Rat der Renngemeinde auf
den 21.11.2002 17:00 in den Bürgersaal ein. Die Jagdgenossen sind
die Eigentümer der im gemeinschaftlichen Jagdbezirk liegenden Grundstücke.
Wie Bürgermeisterstellvertreter Hans-Jörg Oesterle anmerkte,
erwarte die Genossenschaft keine Gewinne. Eventuell erwirtschaftete Erlöse
würden in Umweltschutzmaßnahmen oder die Unterhaltung von Feldwegen
investiert. Wie Gemeindeförster Norbert Kelm auf Nachfrage erläuterte,
handelt es sich bei den betroffenen Grundstücken ausschließlich
um die Feldfluren.
Etwas verärgert zeigte sich
Bürgermeister Peter Werler wegen der detaillierten Berichterstattung
über die geplanten Verträge bezüglich des Tribünenneubaues.
Die derzeit laufende Abstimmung im Badener Stadtrat und anderen Gremien
diene lediglich dazu, verbindliche Zusagen über die geplanten Zuschüsse
zu erhalten. Erst dann würden die Pläne spruchreif. Eine Entscheidung
sei bisher nicht getroffen worden und diese würde auch allein in Iffezheim
fallen, so Werler.
Harald Kraft erkundigte sich nach
dem Stand der Gespräche mit den Badenern Stadwerke in Bezug auf die
Beförderung der Iffezheimer Schüler nach Baden. Von ursprünglich
zwei Bussen zum Schulbeginn sei einer gestrichen worden und der Ersatz,
obwohl Gelenkbus, übervoll. Der Bürgermeister verwies auf ein
am 5. November stattfindendes Gespräch mit den Verantwortlichen. Desweitern
steht das Thema Bezuschussung der Schülerkarten auf der Tagesordnung.
Entgegen den sonstigen Gepflogenheiten im Kreis werden für Schülerfahrkarten
nach Baden weder vom Landkreis noch von der Stadt Zuschüsse gewährt.
Auch hier will Werler aktiv werden.
Turnervorstand Klaus Merkel kritisierte
während der Bürgerfragestunde, daß der Turnverein trotz
Absprachen mit Altbürgermeister Himpel nicht in den Prozess der Platzgestaltung
vor dem Turnschopf einbezogen wurde. Peter Werler entschuldigte sich bei
den Turnern, er habe erst kurz vor der Ratssitzung von dieser Absprache
erfahren und bot den Turnern einen gemeinsamen Besuch bei dem Künstler
an. Das gleiche Angebot richtete er auch an die Verteter des Obst- und
Gartenbauvereines. Der Verein will sich mit den Einkünften aus dem
Marktfest an der Gestaltung beteiligen.
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