Kläranlage
gerät zum Zankapfel
Ratssitzung
vom Martinstag 2002
Rot Wendel verabschiedet
Wendelin und Ursula Fritz mit Bgm. Peter Werler
Bürgermeister Peter Werler verabschiedete
in der Gemeindaratssitzung vom Montag Wendelin Fritz in den Ruhestand.
Wendelin Fritz stand über 28 Jahre im Dienst der Gemeinde. Werler
lobte Fritz als engagierten und zuverlässigen Mitarbeiter im Bauhof,
alsstellvertretender Wassermeister und auf dem Friedhof. Er habe dazu beigetragen,
daß es in Iffezheim so schmuck aussehe. Die Organisation des Rennbahnparkplatzes
sei in seinen Händen bestens aufgehoben gewesen.Werler bekräftigte
in seiner Laudatio, daß er gerne noch ein paar Jahre mit Wendelin
Fritz weiter gearbeitet hätte, denn auf seine vielen Fragen „Wer weiß
wie das gehandhabt wird? Wer macht das?“ habe er immer die Antwort „da
Wendel“ bekommen.
Streit um Kläranlage
Andreas Augustinti vom baubegleitenden
Ingenieurbüro Miltner aus Karlsruhe stellte den Räten die auf
Grund der im Sommer bereits vorgestellten Meßwerte entwickelten vier
Varianten zur Erweiterung der Kläranlage vor. Auf Grund der Ist-Werte
und der prognostizierten Einwohnerzahlen für die nächsten 15
Jahre sei er von 10 000 Einwohnern ausgegangen, wobei die Rennbahnbesucher
mit 1 500 Einwohnern zu Buche schlügen. In die Kosten der einzelnen
Varianten seien auch die Ausgaben für die notwendigen Betonsanierungen
und Reparaturen an der Maschinentechnik der bestehenden Anlage einbezogen
worden. Grundsätzlich sei eine Erweiterung der biologischen Klärstufe
erforderlich. In der mit 2,98 Millionen € zu Buche schlagenden ersten
Variante werde das bestehende Nachklärbecken als Erweiterung der biologischen
Stufe umgenutzt, und eine neues Nachklärbecken gebaut. Die Variante
2 sehe eine komplette zweite Klärstraße mit Belebunsgbecken
und Nachklärbecken vor. Da im Prinzip eine zweite Kläranlage
parallel zur bestehenden gebaut werde, sei dies die stabilste aber auch
mit 3,7 Millionen € teuerste Lösung, so Augustini. Die dritte
Alternative sähe eine Halbierung der Verweildauer des Klärschlammes
in der Anlage auf 12 Tage und damit eine Verdoppelung der Kapazität
vor. Da der Schlamm dann noch stinke, müsse ein Faulturm erstellt
werden. Zusätzlich sei ein drittes Nachklärbecken nötig,
womit die Kosten auf 3,6 Millionen € stiegen. Für 2,7 Millionen
€ sei eine abgespeckte Version der Variante 3 zu haben, bei der auf
das zweite Nachklärbecken verzichtet würde, dessen Reinigungsleistung
durch vermehrte Zugabe von Chemikalien ersetzt würde.

Gemäß den Richtlinien
der Landesarbeitsgemeinschaft Wasser habe er den „Kostenbarwert“ der vier
Varianten für die nächsten vierzig Jahre errechnet. Hierin seien
die zweimalige Erneuerung der Maschinentechnik und die Sanierung der Betonteile
beinhaltet. Die Kosten der einzelnen Varianten lägen zwischen 7,3
Millionen und 8,4 Millionen € bezogen für die nächsten vier
Jahrzehnte. Der Reinigungspreis je Kubikmeter Abwasser läge damit
zwischen 42 und 46 Cent, zu dem noch die Kosten für das Kanalnetz,
Verwaltung und Schlammentsorgung hinzukämen.
Leicht in Fahrt kam Büergermeisterstellvertreter
Hans-Jörg Oesterle, der dem Ingenieurbüro und dem Bürgermeister
ins Stammbuch schrieb: „so geht's bei uns in Iffze nicht“. Über 3,5
Millionen werde auf Grund einer Tischvorlage mit technischen und betriebswirtschaftlichen
Untersuchungen nicht innerhalb von fünf Minuten entschieden. Er möchte
von der Genehmigungsbehörde - sprich Landratsamt - schwarz auf weiß
haben, daß die Iffezheimer Kläranlage rechtlich nicht ausreiche.
Er sei als Iffzer „ramsig“, da er dies schon im Juli angemahnt habe.
Bürgermeister Werler zitierte
aus einem Schreiben des Landratsamtes, daß der Mühlbach/Riedkanal
beim Durchfluß durch die Wasserschutzzonen 3a und 3b des Wasserwerkes
Ottersdorf nicht die in ihn gesetzte Erwartungen erfülle. Für
die Gemeinde Iffezheim sei es zumutbar, so das LRA, erhöhte Grenzwerte
einzuhalten. Oesterle kritisierte, daß solch wichtige Papiere den
Räten nicht in Kopie vorlägen. Angesichts der Vorbelastung des
Mühlbaches durch die Kläranlagen Bühl und Baden-Baden/Sinzheim,
stelle sich ihm die Frage der Zumutbarkeit. Er forderte die Verwaltung
auf, vom Landratsamt einen rechtsmittelfähigen Bescheid über
die einzuhaltenden Grenzwerte zu verlangen, wobei sich der Rat die Klagemöglichkeit
gegen diesen Bescheid vorbehalte. Er werde keine leichtfertige Entscheidung
über die Gemeindefinanzen treffen.
Ins gleiche Horn stießen auch
die Gemeinderäte Harald und Karl-Heinz Schäfer (SPD) und Hubert
Schneider (CDU), die damit den Unmut in den Fraktionen zum Ausdruck brachten,
der auch den von Karl Manz (FWG) kritisierten engen Zeitrahmen für
eine Entscheidungsfindung einschloß. Die Entscheidung, welche Variante
schlußendlich gebaut werde, wurde vertagt und die Verwaltung aufgefordert,
die Auflagen substanziiert zu klären. Berthold Leuchtner regte an,
die Kosten für die wegen des Rennbahnbetriebes zusätzlich notwendigen
1 500 Einwohnerwerte separat auszuweisen.
Jahresrechnungen 2001 vorgelegt
Gemeindeförster Norbert Kelm
präsentierte den Räten das immer noch vom Sturm Lothar geprägte
Zahlenwerk für den Forstbetrieb. Durch die Holzernte seien knapp 200
000 € erwirtschaftet worden. Für etwa den gleichen Betrag sei
aufgeforstet worden. Wie in den Jahren zuvor sei der Wald aber weiterhin
ein Zuschussbetrieb, dessen Bilanz 2001 aus dem Gemeindehaushalt mit 170
000 € ausgeglichen werden mußte. Das Bonbon hob sich Kelm
zum Schluß auf: gegenüber dem Planansatz wurde das Defizit um
10 000 € vermindert. Nicht einfach habe es der Revierleiter in seiner
Rolle als Prügelknabe des Gemeinderats, meldete sich Hans-Jörg
Österle (CDU) zu Wort. Im Namen des Rates dankte er Kelm und seiner
engagierten und fleißigen Mannschaft.
Auch die Eigenbetriebe der Renngemeinde
schlossen im roten Bereich ab, wie Kämmerer Siegbert Heier ausführte.
Die Wasserversorgung fuhr ein Minus von 40 000 € ein. Die Festhalle
wurde in 2001 mit 90 000 € subventioniert, bei der Freilufthalle reichte
ein Zuschuss von 25 000 € für ein ausgeglichenes Ergebnis. Mit
weiteren gut 40 000 € unterstützte Iffezheim die Pferderennen,
denn auf diesen Betrag summierte sich der Verlust der Parkplätzevermietung
an der Rennbahn. Insgesamt schlossen die Eigenbetriebe mit einem Minus
von knapp 220 000 €.
Fette schwarze Zahlen konnte Werler
dem Gremium hingegen vom Verwaltungshaushalt 2001 präsentieren. Bei
einem Volumen von etwa 8,6 Millionen € konnten 1,5 Millionen €
dem Vermögernshaushalt zugeführt werden. Ein außerordentliches
Ergebnis, das man zukünftig nicht mehr erwarten könne, so Werler.
Größter Einnahmeposten war die Gewerbesteuer mit rund 1,8 Millionen
€. Mit Entnahmen aus der Rücklage umfasste der Vermögenshaushalt
2001 weit über 3 Millionen €. Diese flossen unter anderem
in das neugestaltete Kleinspielfeld an der Haupt- und Realschule, sowie
in Straßensanierungen in Mittel- und Betonweg, sowie der Sternenstraße.
Der Rat nahm die Rechnungsergebnisse
zustimmend zur Kenntnis.
Renngemeinde muss Schulden machen
Zur Einstimmung auf das Zahlenwerk
für 2003 legte Bürgermeister Peter Werler die Zahlen für
das laufende Jahr mit Stand Ende Oktober vor. Die Ein-und Ausgaben im Verwaltungshaushalt
beliefen sich auf 10,1 Millionen €. 640 000 € können dem
Vermögenshaushalt zugeführt werden. Insgesamt schließe
der Haushalt 2002 mit einem Überschuß von 1,1 Millionen €
ab. Auf Entnahmen aus der Rücklage und den im Haushaltsansatz vorgesehenen
Kredit in Höhe von 1,3 Millionen könne verzichtet werden.
Ganz anders dagegen der Haushaltsplan
2003: Dieser sieht Entnahmen aus der Rücklage in Höhe von 2,2
Millionen € und eine Darlehensaufnahme in Höhe von 3,3 Millionen
€ vor. Zusammen mit einer geplanten Zuführungsrate von 473 374
€ wird sich der Vermögenshaushalt auf 6,5 Millionen € belaufen,
die für die Projekte Turnhallenbau und Sanierung der Kläranlage
sowie für Zuschüsse für den Schützenverein, zum Tribünennneubau,
zur Sanierung des Kindergartens an der Rennbahnstraße und den Erwerb
des ehemaligen Munitionsdepot verwendet werden sollen. Neues, wie etwa
die notwendige Sanierung der Kapellenstraße, sei nicht eingeplant,
so Werler. Er forderte die Fraktionen auf, sich ihre Vorstellungen zu erarbeiten
und einzubringen, um den Haushalt zügig unter Dach und Fach zu bringen.
Mehrausgaben für die Erschließung
des Baugebietes „Hügelsheimerstraße“ genehmigt
Mehrausgaben in Höhe von 25
000 € billigte der Iffezheimer Rat für die Umschließung
der Ver- und Entsorgung der rückwärtigen Häuser in der Hauptstraße,
welche zukünftig über die neue Stichstraße erfolgen soll.
Harsche Kritik hagelte es aus den Reihen des Rates, daß der Ausschreibungstext
den Gefällwechsel der Regenrinnen und Hofabläufe nicht beinhaltetet
habe und nun ein Nachtrag erforderlich sei. Hans-Jörg Oesterle (CDU)
nahm die Verwaltung in Schutz und gab den schwarzen Peter an das Ingenieurbüro
weiter, das in der Grundlagenermittlung geschlampt und übersehen habe,
daß die Gemeinde die Kosten der Umschlüsse übernehme. Die
Verwaltung wurde aufgefordert, das mangelhafte Leistungsverzeichnis bei
den ausstehenden Honorarforderungen von 3 000 € zu berücksichtigen.
Kein weiteres Geld für den
Baden-Airpark
Kurzfristig setze Peter Werler noch
das Thema Beteiligungsgesellschaft am Baden Airpark auf die Tagesordnung.
Er unterrichte den Rat davon, daß das Eigenkapital der Beteiligungsgesellschaft
aufgezehrt sei und weitere 20 Millionen € benötigt würden.
Die beteiligten kommunalen Verbände seien irritiert, da der Gesellschaftvertrag
eine Nachschußpflicht ausschließe, was sich aber als Makulatur
herausstelle. Zwischen Beteiligungsgesellschaft und Landesregierung bestehe
ein großer Disenz. Zur besseren Beurteilung der Risiken seien Gutachten
in Auftrag gegeben worden.
Iffezheim sei mit seiner Opposition
gegen den Flugplatz isoliert gewesen und sei letztes Jahr aus Solidarität
mit der Region mit 100 000 € in die Gesellschaft eingestiegen, erinnerte
Hans-Jörg Oesterle, mehr sei aber nicht drin. Jürgen Heitz (SPD)
sah sich in seinem Negativvotum zum Beitritt bestätigt. Unisono blieben
die Ratsfraktionen bei ihrem Nein zu weiteren Gelder für den Baden-Airpark.
Schülerbeförderung auf
dem Prüfstand
Bürgermeister Peter Werler unterrichtete
den Rat über sein Gespräch mit den Stadtwerken Baden-Baden bezüglich
der Beförderung der Iffezhimer Schüler. Laut Baden-Baden Linie
sei es weder finaziell, noch personell noch wegen der Auslastung möglich
den Schülerverkehr nach Iffezheim anders zu gestalten. Werler machte
dann selbst die Probe aufs Exempel und setzte sich morgens in den Schulbus.
Er konnte dabei keinen akuten Handlungsbedarf feststellen: der Bus sei
zwar voll, aber nicht übervoll gewesen. Begleitende Eltern hätten
ihn darüber aufgeklärt, daß auf Grund von entfallenen Schulstunden
etwa 25 Schüler nicht mitgefahren seien. Er werde daher die beförderung
nochmals persönlich in Augenschein nehmen und auch darauf dringen,
die Fahrzeiten flexibler zu gestalten. Auf Nachfrage von Harlad Schäfer,
eklärte wer, daß die Stadt Baden-Baden in der Pflicht sei, den
Iffezhimr Schülern Fahrkostenzuschüsse zu gewähren.
Stadtbahn
Peter Werler unterrichtete den Rat
über den Stand der Gespräche mit der Stadt Rastatt über
den Verlauf der Stadtbahntrasse auf Rastatter Gemarkung. Es seien noch
weitere Prüfungen und Beratungen im Stadtrat notwendig, was sich noch
einige Monate hinziehen werde, so die städtische Auskunft. Er habe
der Stadt verdeutlicht, daß eine Trassenführung durch die Innenstadt
für Iffezheim von großer Bedeutung sei.
Beginn der Bauarbeiten an der
Turnhalle
Harald Schäfer (SPD) kritisierte
heftig den geänderten Bauablauf für die Turnhalle. Ursprünglich
sei vorgesehen geswesen, daß die Vereine die Halle trotz der Arbeiten
bis zu den Pfingstferien nutzen könnten. Nun werde mit Beginn der
Arbeiten am 7. Januar der Hallenbetrieb komplett eingestellt. Die Vereine
stünden vor einem großen logistischen Problem. Wolfgang Neiniger
(CDU) begründete die neue Vorgehensweise mit der geänderten Dachform.
Das durchgehende Pultdach sei nur am Stück herzustellen. Bürgermeister
Werler warf ein, daß es auch erhebliche Probleme mit der Baustellenabsicherung
gegeben hätte. Karl Manz (FWG) appellierte an seinen Ratskollegen,
die von der Planungsgruppe getroffene Entscheidung zu respektieren.
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