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Gemeinderatssitzung
01. Juli 2002
Der Gewässerentwicklungsplan
„Sandbach“, der Regionalentwicklungsplan und der öffentliche Nahverkehr
standen im Mittelpunkt der Iffezheimer Ratssitzung vom Montag.
Der Rat der Renngemeinde nahm den
von Michael Hug vom Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz
in Bühl vorgestellten Gewässerentwicklungsplan zur Kenntnis.
Wie Hug ausführte, sei die naturnahe Gewässerentwicklung in dem
1995 novellierten Wassergesetz verankert. Dieses sehe je nach Entwicklungsstand
Erhaltungs-, Entwicklungs- und Umgestaltungsmaßnahmen vor. Der Sandbach
habe keine erhaltenswerte Streckenabschnitte. Im Oberwald zwischen B36
und der Kreisgrenze bestünden jedoch sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten,
welche zum Teil schon ergriffen wurden. Der Abschnitt zwischen Schafswehr
und Mündung, in dem der Sandbach kanalartig dem Rhein entgegenfließt
erfordere große Umbaumaßnahmen. Allein schon die einseitige
Rückverlegung des Dammes scheitere derzeit an der Finanzierung.
Im Oberwald werde derzeit die Möglichkeit
erforscht, über Totholzhindernisse den Querschnitt des Bachbettes
zu halbieren, um das gegenüberliegend Ufer zu erodieren. Bisher sei
das Experiment gelungen, bilanzierte Hug. Die Strömung habe das Ufer
abgegraben und es begännen sich Mäander auszubilden. Die Uferabbrüche
böten seltenen Vögeln wie dem Eisvogel ideale Umgebungsbedingungen.
Mit der Zeit würde sich der Prozeß weiterentwickeln und der
schnurgerade Verlauf des Baches aufgelöst. Der Sandbach würde
zum Waldbach. Wie Hug ausführte, sei die Zeit der entscheidende Faktor
dieses Projektes. Gegenüber einer Veränderung des Bachbettes
mit dem Bagger dauerte dieses Verfahren länger, koste aber 95 Prozent
weniger. Selbst der miserablen Wasserqualität des oft auch als „Arielwasser“
verspotteten Sandbaches kämen die Maßnahmen zu Gute. Nach Hugs
Messungen habe sich der Bach bei den dreieckigen Buhnen bis zu 3,30 Meter
eingegraben, wodurch er sich weniger erwärme und mehr Sauerstoff transportiere.
Ein großes Problem bilde das Schafswehr bei der B36, das von Fischen
nicht passiert werden könne. Hier müsse in weiteren Projektphasen
Abhilfe geschaffen werden. Dazu müßten die Funktionen des Wehres
- Bewässerung Sandmatten, Mühlbach - bestimmt und eine beiden
Seiten gerecht werdende Lösung gefunden werden. Der Wermutstropfen
kam zum Schluß: die Mittel für die Fortführung und wissenschaftliche
Betreuung des Projektes wurden eingefroren. Zusammen mit der Initiativgruppe
Naturschutz Iffezheim (INI) werde daher ein Förderantrag bei der Umweltstiftung
Rastatt vorbereitet. Über diesen soll die Projektbegleitung bis zum
Jahr 2005 gesichert werden. Dann sollen im Abschnitt zwischen Römersteg
und Kreisgrenze weitere Hindernisse im Bachlauf angelegt werden. Unisono
bekräftigte der Rat seine Bereitschaft, das Projekt weiterhin zu unterstützen.
Nach dem Willen des Iffezheimer
Rates wird der öffentliche Personennahverkehr künftig über
die Kreisumlage finanziert. Wie Bürgermeister Peter Werler berichtete,
sollen die jährlichen Verhandlungen des Landkreises mit den Kommunen
über Art, Umfang und Finanzierung des ÖPNV durch eine effizientere
Lösung ersetzt werden. Gegenüber dem „Rahmenvereinbarungsmodell“
, das weiterhin eine Restfinanzierung über eine Direktumlage der Städte
und Gemeinden vorsah, favorisierte Werler das „Kreisumlagenmodell“. Durch
eine Erhöhung der Kreisumlage um 0,8 Punkte werde ein Budget finanziert,
über das der Kreis die an den Karlsruher Verkehrsverbund zu leistende
Verbundumlage allein bestreitet. Laut Werler biete diese Art der Finanzierung
im Umfeld unsicherer Fördermittel die größte Planungssicherheit.
Bedenken wurden im Rat laut ob das neue Modell flexibel genug auf die Anforderungen
der Gemeinde reagieren könne. Harald Kraft (CDU) befürchtete
Streitigkeiten bei der Einführung neuer oder Ausweitung bestehender
Linien, da nach dem Solidarprinzip alle an den Kosten beteiligt wären.
Der Bürgermeister konnte die Bedenken der Räte zerstreuen und
so votierten sie einstimmig für das neue Finanzierungsmodell.
Der Regionalverband Mittlerer Oberrhein
hatte am 13. März abschließend über die Bedenken und Anregung
der Gemeinde Iffezheim befunden, berichtete Peter Werler. Hierbei hätten
die Ausweisung des Geländes des ehemaligen französischen Munitionslagers
und des Kieswerkes an der Staustufe als Industriegebiet keine Berücksichtigung
gefunden. Mit dieser Entscheidung des Verbandes waren die Räte nicht
zufrieden und versagten der Fortschreibung des Regionalplanes ihre Zustimmung
und nahmen sie nur zur Kenntnis. Harald Schäfer (SPD) forderte die
Verwaltung auf, die rechtlichen Schritte gegen diesen Beschluß zu
prüfen. Dem schloß sich Karl Manz an, der eine solche Art der
Fremdbestimmung für eine selbständige Gemeinde nicht akzeptieren
wollte.
„Der Kuchen wird zentral verteilt!“
faßte er seine Kritik zusammen. Peter Werler sah sich in seiner Auffassung
bestätigt und versprach, alle rechtlichen Möglichkeiten zu prüfen.

Mit einer Gegenstimme beschloß
der Rat die Sanierung des Flachdaches über Foyer und Küchentrakt
der Festhalle. Ursprünglich war wegen der schlechten Erfahrungen die
in der Renngemeinde mit Flachdächern gemacht wurden, ein leicht geneigtes
Blechdach vorgesehen. Laut dem Architekten Wolfgang Mink, sei eine Mindestdachneigung
von 7° vorgeschrieben. Damit erreiche das Blechdach eine Höhe
von 1,7 Metern und verdecke die Fenster an der Ostseite des Saales. Neben
den höheren Kosten mißfiel den Räten das Aussehen des Daches.
Wie Hans-Jörg Oesterle zusammenfasste, könne man von den Bürgern
nicht die Berücksichtigung der Ästhetik am Bau verlangen und
selbst so etwas Beschissenes in die Ortsmitte setzen. Daher stelle er seine
Bedenken gegen ein Flachdach zurück. Gegen die Stimme von Manfred
Weber (FWG) beschloß der Rat den Verzicht auf das Blechdach und die
Sanierung des bestehenden Flachdaches. Für die Maßnahme wird
dem Eigenbetrieb „Festahlle“ ein Darlehen über 68 000 Euro aus der
Gemeindekasse gewährt.
Die beiden Iffezheimer Kindergärten,
welche von der katholischen Pfarrgemeinde unterhalten werden, werden im
Jahr 2002 mit 258 788 Euro der politischen Gemeinde unterstützt. Für
das abgelaufene Jahr ist eine Nachzahlung in Höhe von 38 788 Euro
fällig. Ohne Diskussion wurde dies vom Rat einstimmig beschlossen.
Rund 14 000 Euro gibt der Rat für
die Aktualisierung der Software der Verwaltung, sowie die Neuanschaffung
eines Servers aus.
Unter dem Punkt „Anfragen“ berichtete
Jürgen Heitz (SPD) von Beschwerden über Roller, Kleinkrafträder
und Mountainbiker, die durch den Spielplatz entlang des Örtergrabens
preschten. Peter Werler versprach die Überprüfung der Beschilderung
und eine Behandlung des Themas im Gemeindeanzeiger.
Wie Harald Schäfer (SPD) berichtete
seien die Dauerparker auf dem Radweg entlang der Badener Straße zum
Ärgernis geworden. Der Bürgermeister versprach die Schilder sowie
den Poller wieder anbringen zu lassen, nachdem die Bauarbeiten nun abgeschlossen
seien.
Die Landeanflüge auf den Söllinger
Flugplatz über den Ortskern hinweg wurden seitens der Zuhörer
kritisiert. Werler versprach in einem Brief an den Betreiber darauf zu
drängen das Überfliegen bebauten Gebietes zu unterbinden. Auf
Anregung von Jürgen Heitz soll auch überprüft werden, ob
bei erhöhten Ozonwerten der Flugbetrieb eingestellt werden kann.
Auf Nachfrage des Vorstandes des
Tischtennisclubs, Rolf-Dieter Merkel, bestätigte der Bürgermeister,
daß die Baugenehmigung für den Umbau der Turnhalle an der Haupt-
und Realschule mittlerweile vorliege.
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