Boxen auf zur Kampagne
2001
Elf mal läutete am Samstag den
13.01.2001 um 19:11 die Startglocke zur 25. Prunk- und Fremdensitzung des
Iffezheimer Carnevals Club. Der Fanfarenzug Iffezheim unter der Leitung
von Dirigent Marc de Simon blies zum Angriff auf die Lachmuskeln der Zuschauer
in der ausverkauften Festhalle. Schon hier begannen die ersten Funken auf
die Zuschauer überzuspringen.

Die schwere Aufgabe als erster in
die Bütt zu gehen, meisterte Reinhard Büchel alias „Till“ mit
Bravour - hedd iimeß ebbes ôngeres dengt?-. Angefangen von
den Verdiensten um die deutsche Einheit, über den badisch-schwäbischen
Landtagswahlkampf, die Parallelen Deutschlands zu einem Entwicklungsland,
den Euro, die BSE-Seuche, die Politikerfehltritte, den Basta-Kanzler bis
zur wohl besser durch Elfmeterschießen entschiedenen US-Präsidentenwahl
spiegelten sich die wichtigen politischen Themen in Till's Vortrag wieder.
Zustimmender Applaus des Publikums war der Lohn für die Reime, die
sich Reinhard auf die Politik gemacht hatte.

Dann schickte Präsident Bernd
Hansmann die Jüngsten des ICC's auf die Bühne oder vielmehr auf
die Alm. Zu „Heidi“ und „Holzhackerbuan“ tanzte die Mini-Garde in Sepplshosen
und Dirndl was das Zeug hielt. Als Dank erhielten die von Rosemarie Lauinger
betreuten Kleinen von Klaus & Erwin Oesterle gestiftete Wandarmbanduhren
(ä schiins Word, gell?). Die BSE-freie Kuh stammte übrigens von
Gebhard Merkel.

Zum letzten Mal in die Iffzer Bütt
stieg Peter Reichert alias „Össi Baby“. Berufliche Zwänge entführen
ihn aus unserer Region. Als Antwort auf seine Vaterrede des Vorjahres schilderte
er heuer sein Schicksal als Baby aus eigener Sicht. Die aus dem Mutterleib
heraus belauschten Diskussionen über die Vorbereitungen zur Geburt,
das Trauma der Geburt im eckigen Kreissaal, die LKW-Ladungen Windeln, die
zur Frischmilchversorgung beschaffte Kuh thematisierte Peter ebenso gekonnt
wie die Mißverständnisse die sich ergeben, wenn die Eltern die
Babyschreie fehlinterpretieren, zumal wenn es sich beim Vater um einen
eingefleischten Fasenachder handelt.
Wie von Vizepräsident Peter
Härtel versprochen, brachte die Garde der Schwetzinger Carnevalsgesellschaft
„Leben in die Bude“. Für ihren traditionellen Gardetanz erhielten
die Mädchen unter der Leitung der Kommandeuse Sybille Karle die erste
Rakete des Abends.
Als Reaktion auf die Riederwitze
von Präsident Hansmann schlurfte Manfred Ell als „Wütiger Rieder“
in Holzschuhen und blauem Anton auf die Bühne. Das Iffzer Weltbild
„Imma uff'm Rennbogg hugge un uff d'Rieda runna gugge“ sei wissenschaftlich
widerlegt worden, denn schließlich liege Wintersdorf geographisch
höher als Iffezheim leitete er seine Angriffe auf die Iffzer Über(legen..)heblichkeit
ein. Die Rieder seien im übrigen Städter, während Iffze
immer noch „Lond“ sei, mit einem Pfälzer als Bürgermeister der
zwar Deutsch, aber nicht „ditsch“ könne. Es sei eben ein himmelhoher
Unterschied zwischen Edelried und Lond. Nachdem unser Edelrieder noch einige
Iffzer Fehltritte (uffbasse im Uuslônd!!) aufdeckte, schloß
er seinen Vortrag mit einem versöhnlichen:
„Daß mir so ebbes sinn wie
Briider
Ihr Rennbegg un mir Edelrieder“.
Mit stehenden Ovationen dankte das Publikum
dem Iffzer Edelrieder für seine launige Aufarbeitung des Dauerkonfliktes
Iffze-Ried. Die aus dem Ried angereisten Karnevalisten stimmten ihre Hymne
„Hänn na se gsähne...“ an.
Die gute Stimmung wurde von den
„Drugged“-Zwillingen (Meingold und Andreas Merkel) weiter angeheizt, die
sich selbst als ungewollte Zwillinge durch den Kakao zogen:

„Alles Roger saijt da Dokda,
denn die zwei die sinn ok
Uff d'Fasenachd kôn se schigge,
ohne Larv, ohne Tupet.
Mit da Windle hesch keij Sorge,
imma drugged jeda waijß
Alle kladsche alle lache iwwer denne
ihre Scheiß.“
Verstärkt wurden sie durch die
„Nachzügler“-Zwillinge Nicolai und Johannes Merkel, die in die musikalischen
Fußstapfen ihrer Väter treten. Mit der „Bagger-Bagger“-Zugabe
wurden die Zuschauer in die Pause entlassen.
Un dô hedd ma na wieda gsäne,
daß ma bi so erre Hall s'Frauweklo greßer mache muß.
Rächds hesch die mid da vagniffene Gsichder in da Schlong stih sähne
und uf da ôngere sidd sinn d'Kerl ruuskumme mit demm entsponnde Lächle
uff'm Gsichd.
Ihrem Ruf als Einpeitscher wurden
die Musiker des Fanfarenzuges gerecht, die nach der Pause binnen kurzer
Zeit den Saal zum Kochen brachten und bei deren Zugaben die Zuschauer schier
auf den Tischen tanzten, wären da nicht die vielen Gläser und
Flaschen gestanden.
Als
Hofnarr berichtete Erika Himpel in freier Rede von dem Geschehnissen hinter
den Kulissen als ihr Mann letztes Jahr der Faschingsprinz war. Sie erzählte
vom „kabudde Knie“, vom Lampenfieber bei den Proben zum „Pfälzer Wein“,
rekapitulierte die Odysee vom quadratmeterweisen Einkauf des Stoffes für
die eitle, voluminöse „Bombella“. Der Hofnarr wußte zu berichten
von den Saufgelagen in der Prinzenloge, ebenso wie von dem notorischen
Nichttänzer, dem Pagen Andi, wie auch von dem „verkniffen“ Norbert.
„...Pi Pa Poo,
bei 's Prinze ist das halt mal so!“
Das Publikum dankte den Blick hinter
die Kulissen mit einer Rakete.
Wer einmal Fasching geschmeckt hat,
den läßt er nicht wieder los. Dies scheint auch auf Bürgermeister
Otto Himpel zuzutreffen, der dieses Jahr als Märchenerzähler
die Bühne betrat. Wie er einleitend ausführte habe die Stella
AG das Musical „Die Schöne und das Biest“ in der Landeshauptstadt
abgesetzt, da es nun auf der Iffezheimer Bühne in Szene gesetzt würde.
Und so erzählte er die Geschichte des Prinzen, der auf seinem Weg
zum „Hellestieri“ am Fetzebuggel einer Bettlerin (d'Andifa?) begegnete
und sich weigerte ihr ein Almosen zu geben. Als Strafe wurde er in ein
furchterregndes Biest (Kerstin Wille, die für elf Jahre „Tanz in Perfektion“
von ICC Präsident Bernd Hansmann mit dem Jahresorden ausgezeichnet
wurde) verwandelt, sein Schloß wurde zu's Wurze Schiff, seine Pagen
zu Armleuchtern (Norbert Röll, Andi Fallert), die Köchin zur
Teekanne (Reinhard Groß), die Kammerzofe zum Staubwedel (Patrick
Hauns) und Alexander Hauns zur Eistüte. Die Diener stellten sich dabei
in einer großartigen Tanzeinlage vor.

Bekanntlich kann der verwunschene
Prinz nur durch die innige Zuneigung einer schönen Frau erlöst
werden. Hierzu hatte der Märchenerzähler seine „gazellenartige,
elfengleiche, zartbesaitede“ Tochter Bella auserkoren, eine Rolle in der
Werner Heitz wieder einmal eine Bombenfigur machte. Das Happy-End bildete
der prächtige, artistische Hochzeitstanz, die das Publikum zu stürmischen
Zugaberufen hinriß.
Als Dank an den Märchenerzähler
wollte Bernd Hansmann dem Bürgermeister ein Metermaß zum Ausmessen
der Iffzer Gartenhütten mitgeben, was dieser aber ablehnte, denn in
Iffezheim gebe es zwar einige Schwarze, aber keine Schwarzbauten.
Zum Angriff auf die Lachmuskeln
holte der aus Bietigheim angereiste Johnny Makutz alias „Freddy“ aus. Aufgeregt
über die Bühne wuselnd erzählte er aus dem Leben des Sohnes
eine engagierten Fasenachders, der von Neujahr bis Aschermittwoch auf Achse
ist. Von den achtzehn Kindern - 9 Jungs, 8 Brüder und eine Schwester
- , über die Schönheitsoperation der mageren Schwester bis zur
Entehrung der Familie wurden alle Facetten dieser chaotischen Familie gestreift,
bevor die Schwetzinger Garde als „Girls aus dem Dschungel“ nochmals ihr
tänzerisches Können unter Beweis stellten.
Das ICC-Nachwuchstalent
Doreen Schäfer lies den Frust einer jungen Mutter in der Bütt
ab. Sie erzählte wie sich ihr einst stürmischer Liebhaber zum
Macho und Pascha wandelte, wie Haushalt und Alltag sie erdrückten.
Wie ihr Mann im Haushalt und bei ihr spar und knausere, um mit seinen Kumpels
zu saufen und in Urlaub zu gehen, kam ebenfalls zur Sprache. Aber nach
20 Jahren habe sie nun sie genug! Getreu dem Motto:
„...demnächst ich auf
die Pauke hau,
mir brauche keine Männer, selbst
ist die Frau!“
emanzipiert sie sich zur Powerfrau.
Das Männerballett
des ICC trat diese Jahr als die Gruppe „Die Dicken und die Dünnen,
die kein Fest auslassen“ auf - nadiirlich herd sich deß viel
bessà ô, wenn deß da Bernd in spônisch vazehlt.
Eine Gruppe schlanker, ranker Männer landete aus Mallorca kommend
in Söllingen. Im Reisegepäck hatten sie attraktive, rassige Spanierinnen
und präsentierten dem Publikum die Tänze, die sie in den langen
Nächten am Strand erlernt hatten.
Die Iffzer
Stromer - Hans Gress, Karl-Heinz Huber, Jens Kalkbrenner, Kilian Leuchtner,
Gerhard Schäfer und Andreas Schneider - präsentierten gesanglich
einwandfrei Szenen aus dem Dorfgeschehen. Sie sangen vom Merkel Harald,
der seiner Leibesfülle wegen nicht mehr durchs Fenster paßt,
vom Betriebsbusquäler, dessen Leibesfülle das Gefährt wieder
aus der Garage bringt, von's Volze die wegen eines ausgeliehenen Gaißfußes
die Polizei alarmierten, vom Doktor der trotz akademischer Bildung Wasser
nicht in Benzin verwandeln kann und auch vom Kiesloch-Peter, der „da Andifa“
zu ungeahntem Reichtum verhalf, anstatt selwa uff die Gail zu setze.
Mit einem großartigen Finale,
in welchem die Stimmung noch einmal richtig angeheizt wurde, endete die
Sitzung nach Mitternacht. |