Forstentwicklung
und Waldzertifizeirung beschlossen
Ganz im Zeichen des Waldes stand
die Gemeinderatssitzung vom 28. Mai 2001. Nach kontroverser Diskussion
wurde das weiterentwickelte Forsteinrichtungswerk vom Gemeinderat beschlossen.
Der Leiter des Rastatter Forstamtes Heinz Wicht stellte den Räten
zunächst die fortgeschriebene Planung vor. Diese sah von 1998 bis
2008 ursprünglich den Einschlag von 46 000 Festmetern vor. Durch
den Sturm am 26.12.1999 wurde diese Planung obsolet. Der Orkan hinterließ
122 ha Sturmwurffläche, was etwa 21% des Gesamtbestandes entspricht.
Etwa die Hälfte werde manuell aufgeforstet, der Rest bleibe der Natur
überlassen, erläuterte Wicht die Wiederaufforstungspläne.
Ziel sei dabei, die Vielfalt der Baumarten zu erhöhen und den Kiefernbestand
zu halbieren. Durch „Lothar“ seien vor allem ältere Bestände
betroffen gewesen, was den Verlust eines Drittels des Holzvorrates zur
Folge hatte, so Wicht. Bis 2008 sei durch Bestandspflege und Reststurmholz
mit einem Einschlag von 2 100 Festmetern je Jahr zu rechnen. Für diese
könnten jährlich 80 000 Mark erlöst werden, rechnete der
Forstamtsleiter den Räten vor. Für den Holzeinschlag, die Kultursicherung,
die Bestandspflege, Maschinen und Geräte kämen auf die Gemeinde
ein jährlicher Aufwand von über 400 000 Mark zu. Je Jahr benötige
der Iffezheimer Wald somit einen Zuschuss von 325 000 Mark und damit sei
nur das Notwendigste getan. Eine Kostendeckung sei auf längere Sicht
nicht möglich, bilanzierte Heinz Wicht. Durch den geringeren Holzeinschlag,
so Wicht, entstehe auch eine personelle Überkapazität von einem
Forstwirt. Seitens des Forstamtes werde alles getan, um den Abbau des hochmotivierten
Personals zu verhindern, bekräftigte Wicht.
An den hohen Kosten entzündete
sich eine heiße Diskussion. Kurt Lorenz (FWG) stellte den Sinn der
Wiederaufforstung generell in Frage, wenn der Wald nur Verluste bringe.
Bürgermeister Otto Himpel wies darauf hin, daß der Wald auch
Erholungsfunktion habe und dem Trinkwasserschutz diene. Man solle darüber
nachdenken, ob das Wasserwerk nicht „Miete“ an den Forstbetrieb zahlen
solle. Hubert Schneider (CDU) sah neben dem von Wicht vorgeschlagenen Einsatz
der Forstwirte als Umweltschutzbeauftragte, auch in der Abstellung der
Fortwirte in benachbarte Reviere eine Möglichkeit, die Einnahmenseite
zu verbessern. Nach Harald Schäfer (SPD) sollte Erholungsfunktion
des Waldes nicht vernachlässigt und entsprechende Mittel bereitgestellt
werden. Dr. Karl Manz (FWG) sah im Einsatz des Holzes als regenerative
Energiequelle eine weitere Möglichkeit die Verluste zu minimieren.
Mit dem Auftrag an die Verwaltung, die Forstwirte auch als „Leiharbeiter“
einzusetzen, wurde die von Heinz Wicht vorgelegte Planung letztendlich
abgesegnet.
Heinz Wicht zeigte den Räten
die Notwendigkeit einer Zertifizierung des iffezheirm Waldes auf. Obwohl,
wie Wicht berichtete, in Deutschland auf Grund gesetzlicher Regelungen
schon seit 200 Jahren der Wald nachhaltig bewirtschaftet werde und somit
kommenden Generationen erhalten bleibe, verlange der Markt eine Zertifizierung
durch unabhängige Stellen. Von den beiden großen konkurrierenden
Systemen halte er die Paneuropäische Forstzertifizierung (PEFC) für
die deutschen Waldbesitzer am geeignetsten. Wie Wicht betonte, werde die
Zertifizierung zunächst keinen Vorteil bringen, „wir kommen aber nicht
drumrum!“. Karl Manz (FWG) und Harald Schäfer (SPD) sahen keinen Sinn
in einer Zertifizierung um des Zertifizierens willen, denn jeder habe in
den letzten Jahrzehnten im Iffezheimer Forst gesehen, daß dort nachhaltig
gewirtschaftet werde. Karlheinz Schäfer (SPD) bat seine Ratskollegen
an die Zukunft zu denken, denn irgendwann werde nur noch zertifiziertes
Holz gekauft. Wicht pflichtete dem Rat bei, denn ein zertifiziertes Unternehmen
könne nur zertifizierte Rohstoffe verarbeiten. Dies sei unbefriedigend,
aber der Verbraucher wolle es so. Die zertifizierungserfahrenen Räte
Karl Manz und Wolfgang Neininger (CDU) hatten wenig Vertrauen in ein Verfahren,
das nur 120 DM kostet oder wie Harald Kraft (CDU) es ausdrückte: „Für
120 Mark tanzt keiner im Wald herum und schaut sich alles an!“
Wie der Forstamtsleiter ausführte,
sei die für viel Geld erfolgte Zertifizierung des Staatswald Baden-Württembergs
im sogenannten „Regionalen Waldbericht“ festgehalten worden. Der zertifizierte
Staatswald umfasse sämtliche Wachstumsgebiete vom Algäu, über
den Hochschwarzwald, das Kraichgau bis in die Rheinniederungen. An diese
zertifizierten Standorte könnten sich die kommunalen Waldbesitzer
„anhängen“. Daher sei das Verfahren für diese auch so günstig.
PEFC sei eine Initiative der Verbände der europäischen Waldbesitzer
und der Holzindustrie sowie anderer öffentlicher Verbände, die
sich an den Beschlüssen der Umweltministerkonferenz von Helsinki ausrichte.
PEFC baue auf die Selbstverpflichtung der Teilnehmer und stichprobenartige
Kontrollen, führte Wicht weiter aus.
Kurt Lorenz (FWG) drängte die
Diskussion zu beenden, denn schließlich habe das Gremium beschlossen,
für die nachhaltige Forstwirtschaft Millionen auszugeben (siehe Bericht
gestern), warum halte man sich dann solange an 120 Mark auf? Da Forstamtsleiter
Wicht versicherte, daß keine weiteren finanziellen oder organisatorischen
Kosten auf die Gemeinde zukämen, beschloß der Rat mit zwei Gegenstimmen,
den Iffezheimer Gemeindewald nach dem PEFC-Verfahren zu zertifizieren.
Die Gemeinderäte Hubert Schneider
und Berthold Leuchtner (beide CDU) baten den Bürgermeister, solche
Themen zukünftig zunächst durch den Umweltausschuß beraten
zu lassen.
Der Gemeinderat erkannte den Vollzug
des Forstbewirtschaftungsplan 1999 an. Wie Gemeindeförster Norbert
Kelm ausführte, wurde in dem, wegen der Umstellung auf das Kalenderjahr,
15 Monate dauernden Forstjahr 1999 ein Verlust von 302 000 Mark erwirtschaftet,
welcher von der Gemeinde zu decken sei. Weiterhin gab der Förster
einen Ausblick auf das „Lothar“-Jahr 2000. Hier sei mit einem Minus von
366 000 Mark zu rechnen.
Beschlossen wurde am Montag auch
der für die nächsten drei Jahre geltende Abschußplan. Dieser
sieht für die drei Jagdbezirke je Jahr den Abschuß von 105 Stück
Rotwild vor. Auf Grund des starken Wildverbisses seien die Zahlen wiederum
erhöht worden, führte Forstamtsleiter Wicht aus. Auf die Befürchtung
Manfred Webers (FWG), daß durch die moderate Erhöhung der Abschußzahlen
die in den Wald gesteckten Gelder gefährdet werden könnten, führte
Wicht aus, daß die Abschußzahlen jährlich durch ein Gutachten
überprüft würden, um ein Gleichgewicht zwischen Forst und
Wild zu erreichen.

Die Baden-Badener Auktionsgesellschaft
plant rechts neben der Autkionshalle einen Bürotrakt mit Gastronomie
und zusätzliche Pferdeställe zu bauen. Der Gemeinderat stellte
den Beschluß zur vereinfachten Änderung des Bebauungsplanes
"Trainigszentrale" auf.
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