Gemeinderatssitzung
vom 06. November 2000
Für die Gemeinderatssitzung
hatte die Verwaltung ein umfangreiches Paket von zehn Tagesordnungspunkten
geschnürt. Wegen der Turnhallenthematik stieß die Sitzung auf
außergewöhnlich großes Interesse seitens der Bevölkerung.
Als ersten Punkt beschloß
der Gemeinderat die Ersatzbeschaffung eines schweren Schleppers. Statt
des MB Traks, welcher nach 15 Jahren seinen Geist aufgab, wird demnächst
ein 115 000 Mark teures Fahrzeug von Deutz Fahr im Bauhof stehen. Der Preis
beinhaltet laut Bürgermeister Otto Himpel neben der Rücknahme
des Altfahrzeuges einen Frontlader, eine Palettengabel und einen Schneeschieber.
Für den Abriß des in
der nichtöffentlichen Sitzung vom 28.11.2000 verkauften als Bauhof
genutzten ehemaligen Farrenstall wurde vom Gemeinderat die Firma Regenold
beauftragt. Mit gut 22 000 Mark war sie der günstigste der drei Anbieter.
Auf dem Gelände des ehemaligen Bauhofes wird ein Altenheim errichtet.
Auf Nachfrage erklärte Bürgermeister Himpel, daß die EnBW
diese Woche noch den Dachständer und zwei auf dem Gelände
stehende Masten entfernen wolle. Dann könne der Abriß beginnen.
Gemeinderat Harald Kraft (CDU) erinnerte daran, daß sich in dem Gebäude
noch Materialien des Kleintierzuchtvereins befänden, welche erst am
Wochenende entfernt würden. Herr Himpel bekräftigte, daß
die Arbeiten erst nach einem Kontrollgang begonnen würden. Im übrigen
könne die Gemeinde die Beauftragung auch ein paar Tage hinausschieben.
Seine Tage sind gezählt
(8)
Weitere 18 000 Mark gibt die Gemeinde
für regulierende Maßnahmen am Regenrückhaltebecken Hügelsheimer-/Karlstraße
aus. Hier war es in der Vergangenheit wiederholt zu Schlammablagerungen
gekommen, welche die Funktion der Durchflußdrossel beeinträchtigten
und dazu führten, daß Schmutzwasser statt in die Kläranlage
in die Wiesen des Gewannes „Im Sand“ lief. Mit den Arbeiten wurde die Firma
Lorenz aus Iffezheim beauftragt. Wie Bürgermeister Himpel ausführte,
werde zugleich der Gemeindeprüfungsausschuß beauftragt, zu prüfen,
ob nicht ein Konstruktionsfehler vorläge.
Nach kontroverser Diskussion vertagte
der Gemeinderat den Beschluß über den Abriß von drei Bunkerruinen
entlang des Gestadebruches am Gewann „Weichen“. Laut Bürgermeister
Himpel stelle das Bundesvermögensamt die Gemeinde vor die Wahl, entweder
dem vom Amt favorisierten Abriß zuzustimmen oder die Ruinen in Gemeindeeigentum
zu übernehmen, mit der Konsequenz auch für deren Sicherheit verantwortlich
zu sein. Für diese Übernahme sei ein Kostenzuschuß in Aussicht
gestellt. Der Umweltausschuß habe mehrheitlich für den Erhalt
der Ruinen und der darin in 50 Jahren entwickelten Flora und Fauna gestimmt.
Laut Himpel gebe es derzeit aber keine gesicherten Erkenntnisse über
etwaige Vorkommen bestimmter Spezies. Er bezweifle, daß das Gelände
tatsächlich ökologisch so wertvoll sei, zumal auch das Landratsamt
dem Abriß zugestimmt habe. Von den Gemeinderäten wurde versucht,
den Naturschutz gegen die von den Bunkerruinen ausgehenden Gefahren abzuwägen.
Für Gemeinderat Manfred Weber (FWG) wiegt die Gefahr für Leib
und Leben spielender Kinder schwerer als der Schutz einiger Fledermäuse.
Hans-Jörg Oesterle (CDU) brachte seine Meinung auf den Punkt: „Das
Leben ist überall gefährlich, man kann nicht alles in Watte packen.“
Gefahr bestände nur für den, der unerlaubterweise auf den Bunker
herumkrabbeln würde. Im verlassenen Munilager gäbe es Gebäude
mit einer weit größeren Absturzhöhe als 3 Meter und das
Amt denke nicht daran diese niederzulegen, was der Gemeinde im übrigen
sehr gelegen käme. Auf Anregung der Gemeinderäte Karlheinz Schäfer
(SPD) und Bertold Leuchtner (CDU) wurde die Entscheidung vertagt und die
Verwaltung beauftragt, vom Bundesvermögensamt konkrete Zahlen über
die Bezuschussung der Sicherungsmaßnahmen einzufordern. Darüber
hinaus soll die Möglichkeit der Risikoabdeckung über eine Versicherung
ebenso geprüft werden, wie die Möglichkeit die Bunker komplett
aus dem Abrißprogramm herauszunehmen und in der Hoheit des Bundes
zu belassen, wie dies laut Bertold Leuchtner in Lichtenau der Fall gewesen
wäre.

Noch weiß keiner was damit
tun (8)
Der Beschluß über die
weitere Förderung erneuerbarer Energien wurde ebenfalls vertagt und
die Verwaltung aufgefordert, zusammen mit dem Umweltausschuß einen
Richtlinienkatalog zu erarbeiten. Bisher wurde ausschließlich die
Warmwasserbereitung mittels Sonnenkollektoren mit 1 000 Mark je Installation
bezuschußt. Der Umweltausschuß wollte hingegen alle Maßnahmen
zur Energieeinsparung gefördert sehen. Dies hält Gemeinderat
Karlheinz Schäfer (SPD) für gefährlich: man könne nicht
jeden Schnickschnack fördern, die Ökobilanz müsse stimmen.
Nur bewährte Technik dürfe gefördert werden. Laut Meingold
Merkel sieht sich die CDU-Fraktion überfordert eine Entscheidung zu
treffen und bittet den Umweltausschuß eine konkrete Beschlußvorlage
- was, wie hoch zu fördern sei - zu erstellen. Bürgermeister
Himpel verwies nochmals auf die Beschlußlage des Umweltausschusses,
nach der alles zu fördern sei. Gemeinderat Harald Kraft (CDU) hielt
entgegen, daß es bestimmt nicht die Intention des Ausschusses gewesen
sei, pauschal alles zu fördern. Bertold Leuchtner (CDU) verlangte
nach einer Aufstellung über technisch sinnvolle Maßnahmen und
deren Installationshäufigkeit, um ein Bild über das auf die Gemeinde
zukommende Fördervolumen zu erhalten. Laut Siegbert Heier wurden 1999
11 000 Mark an Fördermitteln ausgegeben.
Der Änderung des seit 1985
bestehenden Konzessionsvertrages mit den Stadtwerken Baden-Baden stimmte
der Gemeinderat einhellig zu. Dessen teilweise Neufassung war aufgrund
des Energiebewirtschaftungsgesetzes notwendig geworden. Durch dieses Gesetz
wurde der Gasmarkt liberalisiert und die Stadtwerke dürfen nicht mehr
als Exklusivlieferant auftreten. Dies wurde laut Bürgermeister Himpel
in dem neuen Vertrag berücksichtigt. Er sieht vor allem in den vom
Ortskern entfernten Gewerbegebieten - wie „Am Schafskopf“ - die Chance
für andere Anbieter einzusteigen. Auf Anregung von Hans-Jörg
Oesterle (CDU) verband der Rat seine Zustimmung mit einer Kürzung
der Vertragslaufzeit auf zehn Jahre. Damit enden die Verträge beider
Energielieferanten -Stadtwerke Baden-Baden und EnBW zur gleichen Zeit.
Für die „große Lösung“
stimmte der Gemeinderat bei der Erweiterung der Turnhalle der Haupt- und
Realschule. Damit beantwortete er die Frage von Bürgermeister Himpel,
der wissen wollte, wie es weitergehen solle, da die Etatberatungen vor
der Tür stünden. Eingangs der Beratungen stoß sich Meingold
Merkel an der Bezeichnung „Grundsatzdiskussion“ in der Tagesordnung, denn
schließlich wolle man nicht wieder beim Urschleim anfangen. Die drei
Varianten seien schon im Bauausschuß behandelt worden, mit der eindeutigen
Tendenz zur großen Lösung. Diese würde auch von der Schule
und den Vereinen favorisiert werden und hätte in den beiden Bürgeranhörungen
den meisten Anhang gefunden. Für die Verwaltung ginge es darum, so
Bürgermeister Himpel, in den nächsten Wochen einen verbindlichen
Beschluß herbeizuführen. Weitere große Finanzierungsprojekte,
wie der Rückkauf des ehemaligen französischen Munitionsdepots
im Niederwald, das wohl mit 2 Millionen zu Buche schlagen werde, müßten
berücksichtigt werden. Laut Himpel sieht die große Lösung
das Ausbeinen der bisherigen Halle vor. Dach, Tribüne und Boden würden
entfernt und die Halle auf eine Grundfläche von 27 x 45 Metern vergrößert
werden. Durch diese Maßnahme erhalte die neue Halle endlich Wettkampfgröße.
Dies war schon der Wunsch der Gemeinde beim Bau der Turnhalle in den Siebzigern
und wurde damals wegen der Androhung des Wegfalls von Zuschüssen nicht
durchgeführt. Heute hofft Bürgermeister Himpel auf Zuschüsse
vom Landratsamts, da die Turnhalle ebenfalls durch die Astrid-Lindgren-Sprachschule
genutzt wird. Laut Bertold Leuchtner (CDU) seien mit dem Architekten Basler
noch einige Details wie die Größe der Geräteräume
und die Anzahl der Umkleiden zu klären. Im Übrigen solle er zusammen
mit der Verwaltung und dem Bauausschuß eine Aufstellung über
die Kosten und einen Finanzierungsplan erarbeiten.
Für die Bauarbeiten gehen hier
die Lichter aus (8)
Abschließend informierte Bürgermeister
Himpel den Gemeinderat über seine Eilentscheidung über den Verkauf
von Sturmholz im Werte von gut 200 000 Mark. Über Teile des Holzes
hätten bereits Vorverträge bestanden, so Gemeindeförster
Kelm. Wie Kelm weiter ausführte, lägen die Preise heute weit
unter den früheren Marktpreisen und oft unter den Gestehungskosten.
Bürgermeister Himpel warf ein, daß es allen klar sei, daß
mit dem Holz von „Lothar“ kein Geld zu vedienen sei. Es ginge darum, den
Schaden so gering wie möglich zu halten.
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